Wenn selbstermächtigte Sprachhüter zum Widerstand gegen die Verluderung unserer schönen deutschen Sprache blasen, darf das Paradebeispiel nicht fehlen: „Etwas macht Sinn“ – diese gängige Formulierung sei zu verabscheuen, denn sie wäre nichts als eine schnöde, allzu wörtliche Übersetzung der englischen Phrase „it makes sense“. So nachzulesen beispielsweise bei Bastian Sick, dessen (tschuldigung für den Anglizismus) Hype gottseidank inzwischen auch etwas nachgelassen hat. Inzwischen tingelt der Schönschreiber und Oberlehrer, dessen Namen natürlich ebenfalls als Übernahme aus dem Englischen gedeutet werden könnte, wahrscheinlich gerade durch die Bücherstübchen der Provinz, um sein masochistisches Publikum zu schmähen. Dabei handelt er – wie die meisten Sprachkritiker – nach dem Motto: Eine starke Behauptung ist besser als ein schwacher Beweis. Denn letzteren bleibt er in der Regel schuldig. Beispiel „Sinn machen“: Klar, die Erklärung als schlecht übersetzter Anglizismus klingt plausibel. Andererseits: „Etwas ergibt Sinn“ findet Sicks Gnade. „Ergeben“ ist also das bessere „machen“, synonym, aber niveauvoller. Nun ist es in der deutschen Umgangssprache aber seit Jahrhunderten so: Wenn man zwei und zwei zusammenzählt, macht das vier. Oder es ergibt vier. Wenn man zahlen soll, macht das dreifuffzig. Noch mehr ehrenvolles machen gibt es auch ausführlich in Goethes Hexeneinmaleins („Aus eins mach zehn…“). Nur für Herrn Sick und Konsorten ist machen nicht gut genug, und es kann sich in ihrem Weltbild nur um eine dümmliche Übernahme von den angelsächsischen Lemurenvölkern handeln. Kurzum, meine Meinung: „Es macht Sinn“ ist natürlich Umgangssprache, aber es ist kein Deutsch zweiter Klasse.

Wie jeder, der schreibt, habe ich eine individuelle Vorstellung von ästhetischer Sprache. Auch bei mir stehen Dieter Zimmer und Wolf Schneider im Regal (letzerer zwar nur einmal, erzählt er doch in jedem seiner Bücher praktisch das Gleiche). Aber wer ohne Recherche und sprachwissenschaftliche Beweise bestimmte Formulierungen, die sich im Alltag durchgesetzt haben, disst, hat aus meiner Sicht a) eine Agenda, nämlich die Kultivierung von Sprache als Distinktionsmittel und b) den lebendigen, sich ständig verändernden und sich anpassenden Charakter von Sprache nicht verstanden.